Donnerstag, 7. Oktober 2010

Schmucktruckli / Treasure box

Bevor es raus in den Garten geht, möchte ich Euch noch zeigen, was ich gestern im Brockenhaus gefunden hab. Ist es nicht hübsch, mein Kommödchen und bestimmt voller Geschichten. Vermutlich stand es mal in einem Kinderzimmer, eine hübsche Nachttischlampe hat sanftes Licht darüber erstrahlt. Im Inneren befand sich ein Märchenbuch, später dann ein Tagebuch. Es hat die Tränen des Mädels, aber auch sein Lachen mitbekommen, den ersten Freund kommen und gehen gesehen. Dann sah es wie das Mädel die Koffer gepackt hat und es wurde still um ihn's . Die Mutter des Mädchens kam hin und wieder zu ihm, staubte es sanft ab und sass Gedankenverloren neben ihm. Später wurde es ins Wohnzimmer verschoben. Da durfte es bunte Papierservietten und im Schublädchen edle Kerzen aufbewahren. Die Frau hatte oft Besuch und was hatte das Schränkchen alles an Kaffeeklatsch mitbekommen und sich dabei köstlich amüsiert. Die Frau wurde älter, das Kaffeekränzchen immer kleiner. Eines Tages kam plötzlich ein Fellknäuel ins Wohnzimmer "IIiiiih, eine Katze!". Damit sie nicht immer so alleine war hatte die Frau also eine Katze angeschafft. Hmm, schön für die Frau, dachte das Schränkchen, aber muss das blöde Vieh ausgerechnet an meiner Schranktüre die Krallen wetzen? Aha, wenigstens gab's von der Frau eine Standpauke und das Krallentier, liess diese Ungepflogenheit bleiben. Auch die Katze wurde älter und ruhiger... oftmals schnarchte sie neben dem Schränkchen in ihrem Körbchen. Das Leben des Schränkchens war ruhig geworden, die Frau strich manchmal noch sanft über es hinweg, leider erwischte sie nicht mehr jedes Staubkorn. Aber was soll's lieber ein bisschen schmutzig dafür beisammen. Eines Tages hörte das Schränkchen aus dem Nebenzimmer einen erstickenden Schrei und dann ein Gepolter. Es wollte los um zu sehen, was passiert war, es ächzte und knarzte... dabei Riss eine Seite seiner Flanke ein... aber es half nix, es kam nicht vom Fleck. Später kamen Männer in Weiss, die die Frau auf einer Bare raustrugen. Warum bewegte sie sich nicht mehr... he, was ist los? Und warum nehmt ihr auch die alte Katze mit?

Before I go out into the garden, I just have to show you what I found yesterday in a second-hand store. Isn't it pretty my little chest of drawers and so filled with stories. Presumably it was once standing in a childrens room a pretty night light table lamp on it, a fairy tale book inside... later on a diary. It saw the laugh but also the tears of the girl who lived in this room. It saw the first boyfriend come and go. Then one day the girl grabbed a suitcase and kissed her mother good bye. It was getting silent in the childrens room. Sometimes the mother came by and stroke gentle over its top with a big sigh. Lost in thoughts the mother dusted the little cupboard gently. However one day it was moved into the reception room, where it was allowed to store lovely napkins and candles. The woman had a lot of friends who visited her for teatime. It was funny to listen to all this women talk and gossips. The time went by, the woman got older and lesser visitors came by. Because of her loneliness the woman brought a cat in. This stupid pet decided to sharpen its claws at the little cupboards door. Well, at least it became a yelling by the woman and it stopped doing so. The cat became older too and slept a lot beside the little cupboard in her basket. Her Snorring didn't bother the little cupboard, because it was getting quieter in the house. Sometimes the woman stroke softly over the top of the cupboard but she didn't catch every dust anymore. But this doesn't matter too as long as they could stay together. One day the cabinet heard from the next room a choking cry and then a clatter. It wanted to go and see what happend. It groaned and creaked... it even get a tear in its side... but it didn't work, it didn't come from the spot. Later on men in white carried the woman outside on a stretcher. Why didn't she move? And why the hell did they also carry the old cat away? What's going on?

Es wurde ganz still im Haus. Das Schränkchen seufzte tief. Wenige Tage später wurde die Türe wieder mit lautem Getöse geöffnet. Grosse dicke Männer mit Muckis kamen herein hoben diverse Möbel hoch und trugen sie aus dem Haus raus. Auch das kleine Schränkchen wurde unsanft in ein Teil auf Rädern gestossen. Dann ging ein lauter Motor an und es begann zu holpern. Das Schränkchen wurde von einer Ecke in die andere geworfen. Autsch... wieder ein Riss, diesmal in der anderen Flanke. Als es schon glaubte zu Sägemehl zu zerfallen, hielt das Auto an. Die Männer mit den Muckis trugen es in eine dunkle Halle, wo Menschen herum liefen und viele andere Dinge rumstanden. Was roch da bloss so modrig? Es wurde neben anderen Schränkchen platziert und so ein Flegel drückte ihm eine Etikette oben auf. Da blieb es nun stehen, verängstigt, klein und zwischen Krimskrams eingeengt. Leute liefen an ihm vorbei, warfen ihm einen mitleidigen Blick zu. So ein frecher Rotzlümmel, riss sein Türchen auf und schmiss es mit Schwung zu. Doch dann kam sie... sie sah das Schränkchen an, strich sanft über seine Steinplatte, sorgfältig zog sie das Schublädchen auf und als sie dann das Türchen öffnete und beim Anblick der Herzchenbordüre dahinschmolz, rief das Kästchen: "Nimm mich mit, bitte...". Die Frau schien es gehört zu haben, aber zögerte trotzdem. "Ich weiss einfach nicht, wohin mit Dir, mein Hübsches." Sie seufzte und ging weiter, nicht ohne einen Blick zurück zu werfen. Das Kästchen blieb einsam und verloren zurück.

Again it was very silent in the house and the little cupboard gave a deep sigh. A view days later the house door was opened again with a loud roar. Big fat strong men came in and started to move out the furniture. The little cupboard was rudely pushed into a dark vehicle with wheels on it. Soon after it heard a loud noise and was shaken from one side to another. Again it got a crack but this time into the other side. It started to believe to fall into its pieces when suddenly the van stopped. Rudely the little cupboard was brought into a big dark hall where other smelling stuff was standing around. It was placed beside other cupboards and was pressed a label on top of it. It was scared to death and felt all alone and pity. People walked by, some of them threw a pitying glance at the little cupboard. A cheeky brat came along and swung its door loudly. But then she came along... the woman who gave the little cupboard hope again. She looked at him and this time not with pitiful eyes but with a smile. She softly stroke over its stone top, opened gently its drawer and even let out a little cry when she saw the lovely handmade heart border inside the little cupboard. But then the smile disappeared from her face, because she didn't know what to do with this little beauty. She couldn't think of a place in her house where it could stand. So she gave a sigh and walked away but not without taking a look back. The little cupboard was left behind, lonely and lost.


Wenige Wochen später kam die Frau wieder zurück. Sie hatte im Arm bereits ein Einkaufskörbchen, als sie wieder vor dem Schränkchen zum Stehen kam. "Du bist noch da?" Sie lachte auf und stellte das Einkaufskörbchen in eine Ecke. Wieder zeigte das Schränkchen sich voller Hoffnung von der besten Seite. "Hmm, ich glaube, ich habe eine Idee, was ich mit Dir machen könnte..." murmelte die Frau und griff beherzt zu. Ja, ja, Ihr Lieben es gibt ein Happy End... dem Schränkchen habe ich versprochen es aufzupolieren. Es wird einen neuen Anstrich erhalten und die Steinplatte wird schön glänzend geputzt werden. Was denkt Ihr, soll es Weiss oder doch eher in zartem Hellgrün erstrahlen?
Ich plane mit einer Kollegin im nächsten Herbst einen Marktstand und dabei wird mir das Schränkchen Gesellschaft leisten. Es darf Fotokarten in seinem Schublädchen beherbergen und für sein Inneres werden wir auch noch eine schöne Füllung finden.

But (it wouldn't be a nice story without a big "BUT") a view weeks later the woman came back. Already holding a shopping basket in her hand. When she saw the little cupboard she laughed happily "You're still here? I can't believe it." With a big grin she shoved the shopping basket into a hidden corner. The little cupboard was full of hope again and showed itself at its best. "Hmm, I think I've got an idea what to do with you now," murmured the woman and took it in her arms. Yes of course I give you a happy end, my dears... what do you think of me :o). The last woman was me and I promised to give the little cupboard a new polish and some color. I haven't decided yet whether it should become white or light green... what do you think? Next year I plan to go on a market with a friend of mine and this little cupboard will accompany us. It will be allowed to store my photo-cards in its drawer and for the space beneath we will find some other nice stuff.

Mit dieser leicht verschrobenen Geschichte wünsche ich Euch einen schönen Oktober-Tag.

With this slightly quirky story I wish you all a nice day in Octobre.

Liebe Grüsse / Take care
Alex

9 Kommentare:

  1. Liebe Alex

    Deine Geschichte ist so traumhaft schön! Wolltest Du nicht Kinderbuch-Autorin werden? So fantasievoll und voller Liebe geschrieben!

    Du findest bestimmt die richtige Farbe für die Steinplatte! Mir würde weiss ganz gut gefallen!

    en liebä Gruess
    Träumerin, welche auch mal ins Brockenhaus möchte um zu stöbern....

    AntwortenLöschen
  2. Das ist ja eine umfangsreiche Geschichte. Nur sehen Katzen nicht so gut aus, ha! Wo im Garten geht der Shrank? Werde er nicht bei Wetter unahnsehnlich?!

    AntwortenLöschen
  3. This lovely old cupboard has a very good story to tell!
    Thank you for visiting me,

    Carolyn

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Alex
    Jetzt hab ich grad ein Käffchen getrunken, Päuschen gemacht und deine Geschichte gelesen, also nein, ist ja die Geschichte vom kleinen Schränkchen! Und - ich empfehle dir, schleunigst deinen Job an den Nagel zu hängen und Autorin zu werden. Inspiriert wirst du zur Genüge, seis in deinem Garten, eben in der Brocki oder einfach so, irgendwo auf der Strasse - du hast eine traumhafte Fantasie und das Schränkchen - also auch dieses ist wirklich wunderschön. Ich persönlich würde es eher grau "aufpeppen". Obwohl, weiss würde auch bei dir renpassen. Ob so oder anders - ich bin überzeugt, mit Hilfe deines Händchen wirds ein Prunkstück!
    Und jetzt muss ich wieder wohl oder übel ...
    Herzlichst
    Ida

    AntwortenLöschen
  5. Dear Alexandra,

    Your imagination about the possible history this nightstand has had is very precious. When dad comes across an item, especially an old book, he wonders about it's past and the stories it could tell. One of the reason he has been collecting old photographs, trying to piece together the events taking place.

    As for refurbishing the nightstand, I would like to recommend not painting it, rather restoring the wood while also revealing all the cats scratches and other markings made by humans. Just give it a thought.

    Wishing you a wonderful weekend,
    miss Kitty and Egmont (dad)

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Alex.
    Eine sehr schöne Geschichte von dem Schränkchen,
    toll erzählt und toll ausgedacht.Das Schränkchen ist sehr schön ich würde es weiß streichen.Aber so wie es aussieht ist es auch schön.Du wirst schon das richtige tuen.
    Schönen Abend,und liebe Grüße von Jana

    AntwortenLöschen
  7. Hallo Alex! Die Kommode ist toll! So eine hatte ich auch lange gesucht, und dann ist es doch Ikea geworden - machmal ist man einfach zu ungeduldig. In Weiß könnte ich sie mir auch gut vorstellen.
    VG Elke

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Irene,..wunderschön...das Nachttischle und deine Geschichte. Ich liebe es auch im Sozialkaufhaus (ich glaube mit dem Brockenhaus bei euch vergleichbar) zu stöbern. Habe vor zwei Wochen eine alte Kommode ergattert und mit viel Mühe in meinem Golfi heimtransportiert....Da ich auch nicht so weit von der Schweiz wegwohne, muß ich mal schauen ob es irgendwo am Bodensee auch ein Brockenhaus gibt.. und vielen lieben Dank für deine Ideen bei mir ..ich werde bestimmt ein paar Sachen umsetzen !!! Wünsche Dir einen schönen Freitag...lg ela, die gespannt ist wie das Schmuckkästle aufpoliert aussieht.

    AntwortenLöschen
  9. Ou Alex, das war ein toller Post samt Geschichte!
    Ich habe ein altes Nachttischli draussen auf der Veranda stehen und ich muss gestehen, es sieht schon ganz verwettert aus....dort lagern meine Gartenscheren und Schnüre etc....
    und zum neuwerworbene Stück aus dem Puff erzähle ich demnächst im schweizergarten.blog... *grins* DAS war vielleicht ne Story....
    LG carmen

    AntwortenLöschen