Donnerstag, 6. Juni 2013

Kinder, Kinder / Children, children

 
Gestern war ich an einer Tagung in Fribourg über Schulwegsicherheit. Es war ein spannender Tag auch wenn ich ihn in einem Hörsaal aus Beton verbringen musste, wo doch draussen die Sonne lachte. Es war spannend zu hören, mit was sich andere Gemeinden herumschlagen und dass wir doch alle irgendwie mit denselben Problemen kämpfen. Gezeigt hat es mir aber auch, dass in der Stadt, wo ich arbeite, wir schon sehr weit sind mit der Schulwegplanung und der Verbesserung der Sicherheiten auch für die kleinsten Verkehrsteilnehmer.
Gezeigt hat es mir aber auch, dass unsere Gesellschaft in eine Richtung abdriftet, die mir selber etwas Sorge bereitet. Kinder werden zu sehr in Watte gepackt und zu oft werden ihnen alle Probleme aus dem Weg geräumt. Dabei wird ihnen so viel genommen, was wir selber als Kinder noch erleben durften, was uns vielleicht auch geprägt hat, was uns gelernt hat Verantwortung für uns selber zu übernehmen. Viele Eltern (natürlich nicht alle) verlangen heute von Schulen, dass ihre Kinder einen minimalkurzen Schulweg haben oder gar mit dem Schulbus transportiert werden (am liebsten noch von Haustüre zu Haustüre). Auch zahlreiche Mami-Taxis sind vor Schulgebäuden ein Problem geworden. Dabei gibt es ganz absurde Beispiele, auch aus der Schule für welche ich tätig bin (bin keine Lehrperson), z.B. Eltern die ihre Kinder auf der Strassenseite aus dem Auto direkt auf die Strasse krabbeln lassen oder Eltern, die nicht bemerken, dass wenn sie mit ihrem Wagen auf das Schulgelände fahren sie auch andere Kinder gefährden. Ja, heute muss man sich als Schule auch Gedanken machen, wo man die sogn. Mami-Taxis am besten parken lässt, damit niemand gefährdet wird.
Über Strassen mit Fussgängerstreifen werden Lotsendienste eingerichtet. Klingt sinnvoll auf Anhieb, nur habe ich mir auch überlegt, werden die Kinder so nicht daran gewöhnt, dass immer jemand für sie schaut, wenn sie über die Strasse gehen müssen? Wäre es nicht viel sinnvoller, bei vermeintlich gefährlichen Strassenquerungen jemanden zu postieren, der das ganze aus dem Hintergrund überwacht und erst eingreift, wenn er sieht, dass da was schief läuft? Ich meine in der Freizeit steht ja auch nicht immer ein Lotsendienst am Strassenrand. 

Yesterday I was at a conference about safety for kids on the way to school in Fribourg. It was a very interesting day, even when I had to spent it in a dark concrete conference room while outside the sun was shining finally. It was fascinating to hear what problems other communities have got and to see, that in the city where I work (I'm not a teacher, by the way), we've already done a lot into the right way.
But it has shown me too, that our society is drifting into a direction that I find rather concerning. Children are getting spoiled and all their problem are tried to be solved by their parents. But hey, how shall they learn to get along with real life? We take them so much if we for example don't even let them manage their way to school . How shall they learn to take over responsibilities for themself and to handle traffic? A lot of parents (of course not all) ask from school authorities that their kids have got very short ways to school or were driven by a school bus (best from door to door of course). Some parents even drive their kids to school. We have some bad samples at our schools where parents let their kids run out of the car at the traffic side of the street or that the drive up to the school ground not caring about putting other kids in danger. Today the school authority even have to think about, where those parent taxis should best be parked, so that nobody gets in danger. 
For pedestrian crossing in other communities parents were organized to pilotage children. But if you ask me, this is not without any risk, because kids get used that someone else is looking for them when they want to cross a street and won't learn to do it by themself. I would find it much better, if a grown up would stand close to the street and just watch how kids try to cross the street, if there are any problems, they could help them. I mean, if they want to cross a pedestrian in their spare time, they have to manage it too.




Jemand erwähnte auch, dass Eltern einen Schulweg als unzumutbar deklariert hatte, weil es Einkaufsläden an diesem Weg gab. Ja Himmel, erinnern wir uns doch noch zurück, wie es war, als wir den Schulweg zurücklegten, war nicht gerade der Kiosk immer das Highlight auf dem Weg, wo wir noch einen 10er-Mocken oder einen Schleckstengel oder gar einen Kaugummi erstanden?
Und wie soll ein Kind an den Strassenverkehr gewöhnt werden, wenn es mit dem Schulbus gefahren wird? Okay, manche Schulwege mögen wirklich zu weit sein, so dass es nicht anders geht als mit einem Bus, aber ganz ehrlich gesagt tun mir diese Kinder leid. Was wir doch nicht alles auf diesem Schulweg erlebt haben, ja manchmal auch Streitereien, aber das gehört zum Leben mit dazu.
Bedenklich finde ich auch, dass wenn man sein Ziel als Eltern bei der Schulbehörde nicht erreicht, man gleich zum Anwalt rennt. So ein Anwalt hat auch gestern an der Tagung gesprochen und ich muss sagen, zwischendurch hat’s mir schier den Hut „glüpft“. Wie z.B. als er meinte, dass eine Schulwegplanung eine Gemeinde auch als attraktiven Standort auszeichne. Z.B. könne es sich eine Gemeinde nicht leisten, ein wunderbar neues Wohnquartier zu schaffen, und wenn Eltern sich dann erkundigen würden, wie ihre Kinder das Schulgebäude auf der anderen Strassenseite erreichen sollten, sie keine Lösung bereit hätten. Ja, hallo? Ich glaube, meinen Eltern wurde auch nicht der sicherste Schulweg aufgezeigt. Es lag doch in ihrer Verantwortung mir einen Weg beizubringen, den sie als sicher ansahen, schliesslich bin ich ihr Kind und nicht das der Schule. Heute ist es aber so, dass sich Eltern ein Lebensstil und eine Wohngegend aussuchen und dann von der Öffentlichkeit erwarten, dafür zu sorgen, dass ihr Kind zur Schule kommt. Nochmals muss ich betonen, dass dies nicht auf alle Eltern zutrifft, aber in meinem Alltag zeigt es sich, dass die Forderungen einfach zu nehmen. Gewiss hat das alles auch mit Verlustängsten zu tun, aber man muss doch auch loslassen können um einem Kind die Freiheit zu geben, sich entwickeln und lernen zu können. 

At the conference someone told that parents found a way to school as unreasonable because there were some stores along it. Well, do you remember when you were small? LoL, for me the highlight of the way to school was a little kiosk, where we could buy some sweets. 
How shall a kid get used to traffic when we drive it with a school bus. Well, of course some ways to schools are really very long and there it makes sense to use a bus. But honestly I feel sad for those kids, because they gonna miss a lot. We have experienced so much on our way to school, had fun with friends and sometimes even little fights... but hey, that's life. Today if school authority doesn't full fill wishes of parents they take a lawyer. Such a lawyer talked at the conference too and sometimes he really made me shaking my head. He thought that a plan about all the ways to school marks up a good community. He thinks that it can't be that when new houses were built and interested purchasers would ask, how their kids shall cross the road to school, the government has no answer. I guess, if someone would ask me this question, I would probably suggest just to open their eyes and use their brain. I guess nobody has told my parents where I should best walk along to school... and guess what, I survived it. It was the responsibility of my parents to show me a save way. But today one can choose where to live  and then ask the public to transport once child to school. As I said before, not all parents are like this but doing my job I see that claims were growing. I know that it has something to do with a fear that something bad could happen to once child, but how shall it develop and learn when parents move every hurdle away?


Und wenn ich jetzt grad so schön meinen Gedanken nachhänge, möchte ich noch was loswerden: Warum ist die Gesellschaft so erpicht darauf, die Kinder immer früher in die Schule zu schicken. In dem Kanton, wo ich wohne und arbeite, werden die Kinder ab vier Jahren in den obligatorischen Unterricht geschickt, einige Eltern stellen auch Gesuche, ihre Kinder noch früher aufzunehmen. Warum gönnen wir unseren Kleinen nicht einfach noch die Zeit, sich austoben zu können, Kind sein zu können, noch nicht mit Terminen und Pflichten zu leben? Was verpassen die Kinder, wenn sie etwas später mit dem Ernst des Lebens beginnen? Gerne sagt man, dass die Kinder, wenn sie noch so klein sind, am besten lernen. Ja, aber lernen sie den gar nix mehr Zuhause? Werte, Sozialverhalten etc. wurden mir auch von meinen Eltern beigebracht und nicht erst von der Schule.
Kinder werden heute dermassen gepuscht und wenn sie nicht gut sind in der Schule wird schwups eine Therapie angeboten. Ich glaube, wäre ich in der heutigen Zeit Kind, hätte ich eine Psychomotorik-Therapie gebraucht, da ich sehr grobmotorisch veranlagt war *lach* und vermutlich hätte ich auch noch eine Logotherapie aufgebrummt erhalten. 

Dwelling on the thought I had to get rid of something else: Why is society so anxious about getting their kids so early to school and kindergarten. Where I work kids have to go to kindergarten at the age of four, some parents even write letters to get their children younger into kindergarten. Why don't we give our little once  more time to develop and have fun. They do have to life with duties and fixed dates after that for a very long time. What do they miss, when they start school later? I know that professionals say that kids learn better at younger age. But don't they learn anything at home? Things like values and social behaviour were taught to me by my parents and not by the school. 
Children were pushed and if they weren't good at school, well there is a therapy at hand. You won't believe how many kids in Switzerland have got a therapy like speech therapy or psychomotor or what else.



Auch einigen Lehrpersonen fällt es oft nicht leicht zu akzeptieren, dass nicht alle ihre Kinder einfach spitze sein können. Doch wo driften wir hin, wenn wir versuchen all unsere Kinder in Gymnasien unterbringen zu können? Wer bäckt uns später mal das Brot, wer baut uns Möbel, wer repariert unsere Autos, wer bringt den Müll weg und wer wischt noch die Strassen? Ich verstehen, dass man für sein Kind nur das Beste möchte, es soll es doch schliesslich mal besser haben. Aber hallo? Ist es wirklich der Job, der einem ein glückliches Leben haben lässt? Klar gibt einem ein Job mit einem guten Einkommen viele Freiheiten und Möglichkeiten, aber was bringt es einem, wenn man dabei nicht glücklich ist? Ich habe bereits einige Eltern gehabt, die mich nach Gymi-Quoten unserer Schulhäuser gefragt haben (sprich wie viele Kinder aus einem bestimmten Schulhaus später das Gymnasium besuchten), obwohl ihr Kind noch nicht mal den Kindergarten besucht. Aber noch niemand hat mich danach gefragt, in welchem Schulhaus die Kinder am Glücklichsten sind. Eltern betreiben einen Aufstand, dass ihre Kinder in gewisse Schulhäuser zugeteilt werden, weil es entweder am nächsten ist, sie gehört hätten, die Schule wäre besonders gut oder aus anderen Kriterien. Aber es ist doch nicht so, dass das Schulgebäude die Kinder unterrichtet. Vielmehr kommt es doch darauf an, dass das Kind eine Lehrperson erwischt, die es gut fördern kann, dass der Klassenzusammenhalt stimmt und natürlich die Klassenzusammensetzung, so dass das Kind sich wohl fühlt und motiviert ist und angespornt wird zum Lernen.
Auch müssen künftige Arbeitgeber vielleicht auch ein bisschen ihre Anforderungen runter schrauben. Ich meine, wie kann es sein, dass ein Tierheim einen Lehrling sucht mit Sekundarschulausbidlung A? Wenn das so weiter geht, dann braucht man in ein paar Jahren den Gymi-Abschluss als Tierpflegerin.

Even some teacher have problems to accept that not all their kids can have best scores. But where do we get when all our children are studying at gymnasiums? Who is going to bake our bread, who is building our furniture, who is fixing our cars, who brings the garbage away and who cleans the streets or drives the bus? I know that everybody wants the best for the kids and that they have a better life than oneself. But tell me, is it really the job who makes a happy life? Okay, if you earn well at the job it will give you freedom and good opportunities, but what is this all worth when you aren't happy in what you are doing? I had some parents who asked me about odds that says how many kids could enter gymnasium after visiting this or that school, although their own kid hasn't even entered kindergarten. But never ever did somebody ask me how many kids were happy in this or that school. Parents often demand that their child is assigned to the school they've got in mind. Well, this isn't possible in a public school. But is it really important in which school a child is assigning? I guess it is more important, that it will receive a good teacher, that its class has a good mixture and a good atmosphere where it will be motivated to learn. 
Future employers should sink their requirements too. It can't be that to get an apprenticeship at an animal shelter one need a school degree A, else it won't last long and the kids need to have visited the gymnasium for it.

 Ich denke, unsere Gesellschaft muss wieder lernen, die Kinder nach ihren Fähigkeiten einzuschätzen und zu fördern, Noten sind nicht alles im Leben, sie zeigen nicht auf, ob jemand Herzblut hat, ob jemand zum Beispiel eher praktisch veranlagt ist, ob man jemandem besser keinen Hammer in die Finger gibt, ob jemand fähig ist Leute zu führen oder doch besser zu pflegen. Versteht Ihr was ich meine? Und als Ihr die obligatorische Schulzeit verlassen habt, habt Ihr da echt gewusst was Ihr werden wolltet? Ich nicht. Auch ich habe damals auf meine Eltern gehört, die mich gut beraten und ebenfalls gut abgesichert haben wollten. Doch meine wahren Leidenschaften und Fähigkeiten habe ich erst so gegen Ende Zwanzig entdeckt. Eine Spätzünderin? Mag sein. Macht mich mein Bürojob glücklich? Naja... sagen wir es so, er macht mich nicht unglücklich aber meine Leidenschaften lebe ich nebst dem Job aus. Jeder ist seines Glückes eigener Schmied, d.h. man kann auch später noch eine Ausbildung nachholen, nur ist es eben auch eine Tatsache, dass man später bequemer wird und man sich an gewisse Ansprüche gewöhnt hat.
Ehm und dass mich jetzt bitte niemand falsch versteht, ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mir diesen Weg aufgezeigt haben, ich hätte danach immer noch etwas anderes tun können.

I guess our society has to learn again to see a child's skills  and to encourage them, scores aren't everything in life, they won't show if somebody has got passion, or if somebody has got more practical skills, if one shouldn't use a hammer, if one could lead people or better nurse them. Know what I mean? Did you know what to become, when you left school? I didn't, I just listened to my parents, who wanted the very best for me too. But what my real passions are I learnt later when I became end of twenty or so. LoL, maybe I needed a little bit longer than others. However, does my job make me happy? At least not unhappy but my real passions I do beside my job. Everybody is responsible for its own luck and could start later on something new. But getting older one is getting lazier and comfortable too :o).



So, ich weiss, dass einige von meinen Lesern auch Eltern sind, sehr gute Eltern sind (!), und vielleicht denken auch einige, was blabbert sie da, sie hat keine Kinder und kann doch gar nicht mitreden. Ja, ich habe keine Kinder, aber ich muss ja auch nicht von einer Brücke springen um mir vorstellen zu können, dass das üble Konsequenzen haben könnte. Ehm, dass war nun mal wieder ein extremes Beispiel *tschuldigung*, was ich damit sagen will ist, auch Nicht-Eltern haben ein Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen und machen sich Gedanken über die Zukunft unserer Gesellschaft. 

 I know that some of my readers are parents too, good parents (!), and maybe some of you are thinking what is she talking about not having own kids. Well, I don't need to jump from a bridge to know that it's gonna have bad consequences. Sorry, that was maybe a bit a harsh comparison, but what I want to say is, that even adults without children are worrying about the future of our society.

Uff, was für ein Post... dieser sonnig Tag hätte wohl eine etwas leichtere Kost verdient gehabt, aber ich hoffe, Ihr verübelt mir diese Gedanken nicht und ich bin gespannt wie Ihr zu dem Thema steht.


Uff, what  post on such a sunny day... it would have earned something light, doesn't it. But I hope you don't take offence by my thought and I'm really curious what you think about all this stuff.

En liebe Gruess / Take care
Alex


P.S.: Hier habe ich nicht die Meinung meines Arbeitgebers vertreten, sondern meine Persönliche.
P.S.: I didn't write here the opinion about my employer but my own.

17 Kommentare:

  1. Moin Alex,
    so, habe dein ganzes langes Post gelesen und würde jetzt gerne ebenso lang darauf antworten, denn deine Themen liegen mir am Herzen, aufgrund diverser eigener Erfahrungen mit Kindern und 'Lehrpersonen' - heißen Lehrer bei euch wirklich so?
    Generell kann ich jetzt nur sagen: Ich stimme dir da zu, wo du meinst, dass Kinder nicht mehr als Individuen geschätzt werden. Aber was die Problematik der Schulwege betrifft, da wüsste ich diverse Argumente, dir zu widersprechen.

    Falls du Interesse an einer privaten Diskussion hast, schick mir einfach einen Kommentar auf meinem Blog mit deiner Mailadresse.

    LG vom
    Nordlicht

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    1. Hallo Nordlicht
      Bei meinen Äusserungen betreffend Schulweg meinte ich nicht, dass die Gemeinde gar nichts zu tun habe und die Hände in den Schoss legen soll... das nicht. Gefahrenpunkte müssen schon eliminiert werden, so dass die Kinder den Weg nach einer Einführung durch die Eltern schaffen können. Meine Mail-Adresse findest Du im Profil ;o).
      En Gruess
      Alex

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    2. So hatte ich dich auch nicht verstanden. Aber ich denke, dass heute der Verkehr viel schlimmer ist als früher, alles ist hektischer, Kinder wachsen in 'schwierigeren' Bedingungen auf als früher - all das muss man eben berücksichtigen.

      LG vom
      Nordlicht

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  2. Liebe Alex,
    uff, jetzt musste ich erst mal lange lesen und dann kamen mir so einige Gedanken in den Sinn. Ich bin selber Mutter eines bald neunjährigen Jungen und glaube mir mal, wie oft ich in den all den Jahren an meine eigene freie und fröhliche Kindheit gedacht habe. Der Kindergarten ist auch heute (zumindest bei uns auf dem Land) noch eine fröhliche und ungezwungene Angelegenheit. Aber kaum beginnt die Schulzeit, fängt nicht nur für die Kleinen der „Ernst“ des Lebens an – auch für die Eltern! Ich selbst versuche ständig, keinen Druck auszuüben, alles locker zu sehen, meinem Sohn ebenfalls eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen, aber es ist so unglaublich schwer. Kaum beginnt die Schulzeit, steigt der Druck immens. Sicher ist es heute wichtiger denn je, eine gute Schulausbildung zu haben, um später im Leben „etwas“ zu werden. Mich macht es manchmal ganz wahnsinnig, wenn ich höre, wie manche Mütter ihre Kinder mit Nachhilfeunterricht usw. trietzen. Und dann diese vielen Vereine, in die die Kinder ja anscheinend alle müsse, um bloß überall mitreden zu können! Unser Sohn ist so überhaupt nicht für irgendeine Sportart zu begeistern. Auch andere Vereinssachen interessieren ihn nicht – so was gibt es eben auch. Aber leider führt dies auch häufig dazu, dass alle anderen Kinder während der Woche überhaupt keine Zeit haben für nachmittägliche Verabredungen, da sie von einem „Termin“ zum nächsten hetzen, wohlgemerkt nachdem sie Schule und Hausaufgaben hinter sich gebracht haben. Häufig sitzen diese armen Dinger dann abends spät noch da und machen die restlichen Aufgaben fertig – und das in der Grundschulzeit! Wo soll das denn erst auf der weiterführenden Schule hinführen – das frage ich mich oft etwas ängstlich. Danke für Deinen aufrüttelnden Post und das Du Dir so viele Gedanken gemacht hast. LG Anja

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  3. Yes, yes, YESSS!!! Ich kann dir in allen Belangen voll und ganz zustimmen, und ich getraue mich auch, dies zu schreiben, obwohl ich AUCH keine Kinder habe! (Ich nehme an, die vierbeinigen gelten nicht?? ;oD)
    Ich entstamme einer Lehrerdynastie, und wenn ich das so schreibe, dann meine ich das auch so! Lehrer, so weit das Auge reicht. Auch mein Daddy und meine Mutti waren Lehrer, und schon damals, als sie beide noch unterrichteten, da bekamen wir solche Geschichten zu Ohren. Damals war es aber wohl noch nicht so ausgeprägt wie heute! Und schon damals ärgerte sich mein Vater darüber, dass er (und seine Kollegen/innen) auch noch den Job der Eltern, nämlich die Erziehung, hätten übernehmen sollen. Aber WEHE!!- sie haben das dann auch getan, da, wo's nötig war! Dann war das auch wieder nicht recht! Mein Vater vertritt heute mit Inbrunst die Meinung, dass der Lehrerberuf in den letzten Jahren dazu verkommen sei, irgendwelche Statistiken zu führen, alle mehr oder weniger hirnrissigen Wünsche von Eltern zu erfüllen und sich dabei auch gleich noch dem Druck von oben, unten, rechts und links zu erwehren. (Das ist jetzt auch ein bisschen übertrieben formuliert, aber du weisst, was ich meine!). Er würde, so sagt er, heutzutage auf gar keinen Fall mehr den Beruf des Lehrers erlernen wollen. Und ich kann ihn verstehen! Ich erinnere mich an den Fall eines Lehrer's hier im Ort, der von einer einzigen Mutter aus der Schule gemobbt wurde (und das ohne stichhaltige Gründe, nur weil sie der Meinung war, er benachteilige ihr Kind!). Der Schulrat hat auf der ganzen Linie versagt, die Lehrerkollegen wurden nicht informiert, und zu guter Letzt landete der Lehrer in psychologischer Behandlung. (Ich hab beim behandelnden Arzt gearbeitet, und deshalb weiss ich sehr genau und aus 1. Hand, was für ein falsches Spiel diese Mutter getrieben hat!). Ich will damit nur verdeutlichen, welche Macht Eltern heute haben. Und dabei geht die Quintessenz von Erziehung und Schulung, nämlich aus Kindern wertvolle Menschen zu formen, die zu Empathie fähig sind, für sich selber einstehen können und die Werte eines glücklichen, wertvollen Lebens kennen, oft völlig verloren. (Und dabei geht es nicht nur um Wohlstand, Ansehen und Prestige!). Ich wundere mich auch nicht darüber, dass Kinder am besten gleich aus dem Kreissaal weg eingeschult werden sollen. Bei dem ganzen Verlangen nach Prestige (teures Auto, Eigenheim, mehrmals im Jahr Ferien in Übersee, Designerklamotten, für die ganze Familie das neueste Handy inkl. aller möglichen elektronischen Musthaves etcpepe), ist es natürlich vonnöten, dass beide Elternteile arbeiten und möglichst viel Geld anschleppen. Da hat natürlich keiner mehr Zeit für so anstrengende, oft frustrane und und unbezahlte Tätigkeiten wie Kidnererziehung! Ich könnte hier noch ellenlange Zeilen schreiben, aber das sprengt wohl den Rahmen....
    Du merkst: Auch ich bin der Meinung, dass hier etwas gewaltig schief läuft! Und bevor ich jetzt bitterböse Mailse oder Kommis bekomme auf mein Geschreibe hin: Natürlich will auch ich nicht alle Eltern in einen Topf schmeissen! Auch ich kenne wunderbare Eltern, die ihre Kinder mit Hingabe und viel Liebe erziehen und sich voll und ganz bewusst sind, dass sie dieses Abenteuer wissentlich eingegangen sind und sich deshalb auch vollumfänglich dafür einsetzen. Aber leider, leider fallen die Negativbeispiele immer sehr auf, weil das meistens auch Menschen sind, die sich in Szene zu setzen wissen....

    AAAAAMEEEEEEN........

    So, und jetzt wünsche ich dir einen wundervollen Abend, bis bald!

    Herzlichst
    FrauHummel

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  4. Liebe Alex, du sprichst mir aus dem Herzen und dein Mega-Post ist einfach spitzenmässig geschrieben.
    Unser Kinder haben das "Glück" 200m von der Schule entfernt zu wohnen. Ich selber musste in der Schulzeit jeweils 1km auf einem Wald- und Wiesenweg zu Fuss gehen und später dann 6km mit dem Fahrrad. Ich habe nur gute Erinnerungen daran. Mein Meitschi muss auch weiter entfernte Gspändli mit dem Velo besuchen, dann fährt sie halt mal 20 Minuten - das Mami-Taxi ist jedenfalls nicht immer verfügbar.
    Die frühe Einschulung ist ein totaler Fehlschlag - kaum zu verstehen, dass einige Anträge auf eine noch frühere Einschulung stellen.
    So, jetzt muss die voll berufstätige Mutter ihren Arbeitsplatz verlassen und 2 Etagen tiefer den Znacht machen.
    LG Carmen

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  5. Hallo Alex,
    jepp, der Kiosk war wirklich DAS Highlight!
    Noch toller war, als wir zwei Mark auf dem Nachhauseweg gefunden haben. Das Geld wurde gleich an dem Kiosk investiert!
    VG
    Elke

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  6. Hallo Alex
    ganz toll geschrieben, gratuliere! Unsere Kinder sind jetzt erwachsen (zum Glück!!), aber ich erinnere mich, dass sie von gewissen Eltern bemitleidet wurden, weil sie mit dem Velo ins Turnen, Musikunterricht etc. fahren mussten, obwohl ich und unser Auto verfügbar gewesen wären. Aber die paar km radeln war für uns Eltern zumutbar!
    Liebe Grüsse
    Nadia

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  7. Hallo Alex,
    wo, was für ein langer Text, aber du hast Recht!
    Genau- nach der Schule schnell das Essengeld
    in die Kaufhalle gebracht und einen Mohrenkopf
    oder eine Rumschnitte gekauft :-)))
    Danach auf dem Güterbahnhof hinter den Garagen
    gespielt. Dreckig und glücklich nach Hause.
    Nochmal los - vergessen einzuholen für die Mutti,
    Milch, Butter und ein halbes Brot.
    Aber meine Kinder lasse ich jetzt eigentlich auch
    selbst machen. Hier auf dem Dorf ist es jetzt zwar
    idyllischer, aber dreckig sind sie auch :-)
    Sie müssen auch alleine - bin ja nun mal zur Arbeit.
    Frühe Einschulung finde ich nicht gut. Frühförderung
    im Kindergarten in spielerischer Form finde ich aber gut.
    Malen, singen, was sind Mengen? kann man mit 4-5 Jahren
    super machen. Da haben sie in der Gruppe auch Spaß dran.
    Ganz viele liebe Grüße
    sendet dir Urte

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  8. Guten Morgen liebe Alex
    Genau den ersten Satz von Caro kann ich auch übernehmen und genau das hab ich auch gedacht ... nämlich: Du sprichst mir aus der Seele! Stell dir vor Alex, ich bin eine von denen, die nicht mal einen Kindergarten besuchen konnten, weil damals einfach noch keiner im Dorf war. Mein Schulweg vom Bauernhof runter war über 1 km und uns Kindern wurden immer und immer wieder eingebläuht, zu niemand Fremden ins Auto zu steigen, wenn jemand uns mit nachhause nehmen wollte nach der Schule. Tja, das ging dann soweit, dass ich nicht mal beim Nachbarn eingestiegen bin :-) Und auf dem Schulweg, da fanden die tollsten Sachen statt. Unser Spielplatz war der Bauernhof, Feld und Wald. Ui, ich darf gar nicht dran denken, was damals alles gelaufen ist und wie toll wir es als Kinder hatten, auch wenn wir auf dem Hof viel mitarbeiten mussten - Kinderarbeit :-)! Wir hatten wenig Spielsachen, aber das, was wir hatten wurde unter uns Geschwistern (total 7) geteilt. Ferien kannten wir als schulfreie Zeit - dann wurden Kirschen gepflückt, Äpfel aufgelesen, die kleinen Arbeiten im Haus und Stall und Feld verrichtet = Mithilfe beim Putzen, Abwaschen, Schuhe putzen usw. usf. Ich könnte tausend Sachen aufschreiben.
    Und heute - ich denke oft, wie wenig heute den Kindern zugemutet wird. Nicht dass sie es nicht wollten - na ja, irgendwann dann schon, aber man lässt sie nicht ob aus Angst, aus Übervorsichtigkeit, aus Egoismus, aus "es soll es mal besser haben". Manchmal denke ich, dass ein Kind einfach da ist, weil es ins Schema passt ... aber man kann es halt nicht einfach in eine Ecke stellen, wenn man seine Ruhe will. Die Verantwortung dafür wird dann überall gesucht - nur nicht bei sich selbst. Du kannst dir nicht vorstellen, was dann passieren kann, wenn die Beziehung in die Brüche geht. Da fragt man sich dann auch, wo denn die Eigenverantwortung bleibt! Grad eben hatten wir einen Fall - Trennung - Streit seit über 3 Jahren und Mitten drin die Kinder - 2 Jungs ... und jetzt ein Gutachten darüber, ob die Kinder zum Vater zu Besuch müssen/wollen/sollen/dürfen oder nicht. 35 Seiten - 15'000 Franken dafür ... und unter dem Strich das, was wir ja vorher schon wussten. Und Eltern die partout nicht kooperieren, die beeinflussen und letztlich nur an sich aber keinesfalls an die Kinder denken.
    Nun, GsD gibts nicht nur das Negative. Ich sehe auch immer wieder tolle Eltern, tolle Kinder und Eltern, die auch immer wieder ganz bewusst zurückdenken und ihren Kindern auch das Würschtbrötle im Wald ermöglichen, sie dürfen mal auswärts schlafen sprich im Zelt im Garten :-) Nicht alles wird am Materiellen gemessen und ob ein Handy oder nicht wirft noch stundenlange Diskussionen auf bzw. es muss dafür auch seitens des Kindes was gebracht werden. Ich erlebe eine Familie, welche jetzt der "erwachsenen" Tochter die Eigenverantwortung über das Gald übergeben hat weil sie ja denkt, dass sie nun erwachsen ist. Eine tolle Geschichte sag ich dir und es funktioniert tatsächlich. Aber all diese Geschichten sprengen den Rahmen des Kommentars ... Wir müssen da schon mal Zeit für ein Gespräch im persönlichen Rahmen einräumen.
    Hab eine wunderschönen Freitag und ein ebenso tolles Wochenende. Härzlichs Grüässli
    Ida

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  9. Ach ja Alex, was ich noch ganz vergessen hab, ich bin ja auch eine von denen, die keine Meinung haben dürfen was Kinder anbelangt *grummel*. Hab das ganz vergessen zu schreiben und oft wurden wir auch "scheps" angeschaut, wenn wir uns zu irgendwelchen Schul-, Erziehungs- und allgemeinen Kinderthemen äusserten ... (ausserhalb der Familie).

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  10. Liebe Alex
    Du sprichst mir aus dem Herzen.
    Unsere Kinder mussten (bis letztes Jahr nach dem Bau des RAdweges) an einer Kantonsstrasse entlang ohne Gehweg in die Schule gehen. Sie lernten auf den Verkehr aufzupassen und am Anfang habe ich sie bis zum Gehweg begleitet. Zu Fuss natürlich.

    Bei Regen werden unsere neuen Nachbarsmädel gefahren, bei zu heissem Wetter auch. Stellt Euch vor... Und meine steigt natürlich mit ein, was soll man da machen.

    Warum zieht so eine Familie aufs Land ? Die Kinder dürfen nicht im Bach spielen, weil sie schmutzig werden... und gleichzeitig wird ADHS diagnostiziert.

    Es ist schon verrückt wo unsere Gesellschaft hingeht und ich bin froh macht meine Tochter Hosen im Wald kaputt und haben wir Grasflecken auf T-Shirts.

    Aber auch wir müssen aufpassen, damit unsere Kinder Bildschirmzeiten einhalten und rausgehen.

    Grüess Pascale

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  11. Liebe Alex
    Du kennst meine Meinung zu diesem Thema und besser hätte man es nicht formulieren können! Es kann nicht sein, dass in einem Schulzimmer mehr Therapeuten als Kinder sitzen!!!!!!!!!
    Ja, es ist verrückt wohin sich die Gesellschaft bewegt - und leider auch in ganz vielen anderen Bereichen auch!
    Herzlichst Rita

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  12. Ach, liebe Alex,

    was soll ich dazu nur sagen... ja, auch ich bemerke, auch ohne Kinder, wie sich alles verändert hat.
    Ein Punkt hat mir bei Deinem Bericht gefehlt: Es wird inzwischen HOCHDEUTSCH mit den Kindern geredet! HOCHDEUTSCH!! Das scheint jetzt auf den 1. Blick nicht so schlimm zu sein, aber es IST schlimm! Wir leben hier auf dem Land und reden normalerweise den breitesten badischen Dialekt. So bin ich aufgewachsen! So rede ich! Und stell Dir vor, ich kann sogar lesen. Unfassbar, oder??
    Es ist einfach schade, daß unser Dialekt nicht mehr weitergegeben wird. Dabei lernt man doch automatisch durch den Fernseher oder durch lesen Hochdeutsch zu schreiben und, wenn es sein muss, auch zu sprechen.
    So, auch das musste einfach mal gesagt werden.

    Liebe Alex, vielen Dank für Deinen Post.

    Liebste Grüsse,
    Silvi

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  13. Hallo, da kann ich Dir in allem nur zustimmen, meine Kinder besuchten eine Waldorfschule in Mannheim und sie waren jeden Tag alleine mit dem Zug, Straßenbahn und dann noch einen kleinen Fußweg unterwegs und es ist nichts passiert, sie mussten halt aufpassen, die großen auf die kleinen. Natürlich gab es auch dort Eltern, selbst aus Mannheim, die ihre Kinder noch mit dem Auto dort hin fuhren.
    Meine Tochter heute 23 Jahre sagt immer wie schön es war im Garten mit der Erde zu spielen, sich einfach mal dreckig zu machen (auch als Mädchen). Wir haben auch keine Angst vor Bakterien etc. unser Immensestem ist noch in Ordnung. Heute wird viel zu viel schau gemacht mit sich und vor allem mit den Kindern.
    Grüße von der Badischen Bergstraße
    von Dagmar

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  14. Ach, ich hab bei meiner Hochdeutsch-Lernsache noch ein wichtiges Detail vergessen: die Hörspielkassetten, heutzutage CD´s. Also spätestens im Kindergartenalter wird man spielerisch an die "deutsche" Sprache geführt. Kein Grund zur Sorge für die Eltern von heute, daß ihr Kind es nicht lernen wird. Sie scheinen wohl vergessen zu haben, wie sie es gelernt haben...

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  15. Ein wundervoller Beitrag, liebe Alex, mit dem du mir sehr aus dem Herzen sprichst.

    Ja! Kindern wird heute die Kindheit genommen. Zu früh, zu radikal. Sie werden dressiert, in Normen gepresst und - sollten sie doch einmal aufbegehren (unglückseligerweise!) - werden sie mit Chemie gefügig gemacht. Endgültig!

    Was für ein Albtraum ... Zum Wohle des Kindes? Zum Wohle der Gesellschaft? Wie wird die wohl aussehen so in 20 oder 30 Jahren?

    Alles Liebe
    Anna

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